Grönland - Kalaallit Nunaat 2010

 
Grönland (auf Grönländisch Kalaallit Nunaat – „Land der Menschen“) ist die größte Insel der Erde, die geologisch zum arktischen Nordamerika gezählt wird und politisch selbstverwalteter und autonomer Bestandteil des Königreichs Dänemark ist. Sechsmal so groß wie die Bundesrepublik leben auf Grönland nur 60.000 Menschen. Grönland reicht von 59°46' nördlicher Breite (Kap Farvel) bis 83°40' nördlicher Breite (Kaffeklubben-Insel), ist 2.650 km lang und bis 1.300 km breit. Grönlands Nordküste ist mit 710 km Abstand die dem Nordpol am nächsten gelegene größere zusammenhängende Landmasse. Grönland hat überaus große Eisvorkommen. Der bis zu 3.000 m mächtige, durchschnittlich 2.000 m starke Grönländische Eisschild bewegt sich an den Küsten zum Meer und lässt oft Eisberge von mehreren Kilometern Länge entstehen. Lediglich 410.000 km² der Fläche Grönlands sind eisfrei, das sind 18,9 % (zum Vergleich: die Fläche Deutschlands beträgt 357.093 km²). Würde das gesamte Inlandeis Grönlands schmelzen, so würde der Wasserstand weltweit um 6 bis 7 m steigen. Die Eisdecke Grönlands schmilzt seit 2004 um jährlich 240 km³. Das ist ein Vielfaches gegenüber den Jahren zuvor.
 

 

Samstag, 04.09.10: Gegen 3:00 Uhr in der Nacht werde ich von einem seltsamen Geräusch geweckt: „flapflapflap“ – es hört sich an wie „Fluglärm“. Ich wecke Geli und wir entdecken eine kleine Fledermaus, die im Schlafzimmer ihre Kreise zieht. Geli räumt die Fensterbänke frei und öffnet beide Fenter, was für eine kleine Erfrischung sorgt. Es dauert ungefähr eine Viertelstunde bis die Fledermaus den Weg in die Freiheit findet und wesentlich länger, bis wir wieder einschlafen können. Um kurz vor 10:00 Uhr kommen wir los. Über die Autobahn erreichen wir Dänemark und stärken uns auf einem Rastplatz bei Haderslev mit einem Espresso. Wir fahren weiter bis nach Knudshoved am westlichen Ende der Storebælt-Brücke. Hier machen wir eine längere Pause und legen uns auf einer Bank in die Sonne. Kurz vor 15:00 Uhr erreichen wir Copenhagen Camping in der Gemeinde Dragør, 12 km südlich von Kopenhagen. Hier beziehen wir für die nächsten Nächte einen Stellplatz und können unseren Roadrunner auf dem Platz stehen lassen während wir in Grönland sind. Nach einer Kaffeepause und einer ersten Erkundung des Platzes fahren an der Küste entlang nach Dragør. Unser Blick fällt auf die imposante Øresundbrücke. Direkt am kleinen Hafen, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts angelegt wurde, finden wir einen Parkplatz. Der Hafen ist heute der Dreh- und Angelpunkt der Stadt. Hier landen die Fischer ihren Fang an, hier spielt sich aber auch das Seglerleben ab. Bereits 1978 wurde Dragør zur ersten „Fußgängerstadt“ Dänemarks. Mit Ausnahme der Hauptdurchgangsstraße Kongevejen haben Fußgänger in allen Verkehrssituationen „Vorfahrt“. Die meisten der reizvollen gelben Häuser in der Altstadt von Dragør wurden ab Ende des 18. Jahrhunderts bis 1850 erbaut – viele stehen heute unter Denkmalschutz. Wir genießen den Bummel durch den schönen Ort und Fischerhütten am Hafen. Zurück auf dem Campingplatz gibt es leckere Nudeln mit Hackfleischsoße und wir machen noch eine Runde über den Platz. Der erste Urlaubstag bei herrlichem, sommerlich warmem Wetter ist ein toller Einstieg für unsere Reise in die arktischen Regionen Grönlands.

 

Sonntag, 05.09.10: Um 7:00 Uhr beendet der Wecker die Nacht. Wir wollen rechtzeitig an der Neuen Oper sein, die im Stadtteil Holmen im gebiet der Docks liegt. Sie gilt als eines der modernsten Opernhäuser der Welt und hat eine überragende Akustik. Sowohl die einmalige und hoch innovative Architektur als auch ihr Interieur stammt von dänischen bzw. nordeuropäischen Künstlern. Wir haben Glück und können an der englischsprachigen Führung teilnehmen, die um 10:30 Uhr beginnt. Fast zwei Stunden werden hinter die Kulissen dieses imposanten Gebäudes geführt. Nach einer kurzen Pause im Roadrunner fahren wir mit einem „Wasserbus“ auf die andere Seite des Hafens. Nyhavn, der „Neue Hafen“, ist ein künstlicher Stich-Hafen. Seit dem 18. Jahrhundert bilden die mit farbenfrohen Giebelhäusern bestückten Straßen an beiden Seiten des Hafenarms das Vergnügungsviertel Kopenhagens. Unzählige Tavernen, Bierstuben, Tanzlokale, Restaurants und Hotels sind hier angesiedelt. Wir kämpfen uns durch die Menschenmassen, die ebenso wie wir das herrliche Wetter genießen. Ein leckeres Softeis sorgt für die nötige Stärkung. Über den Kongens Nytorv, den größten Platz Kopenhagens erreichen wir den Strøget, den „Strich“, die mit 1,8 km längste Fußgängerzone Europas. Sie führt uns zum Rundetårn, dem 36 m hohen „Runden Turm“ der Trinitatis Kirche, der auch als Observatorium dient. Die Besonderheit dieses Turms ist der 209 m lange, stufenlose Wendelgang über den wir die Aussichtsplattform erreichen. Der schöne Blick über die Stadt entschädigt für die Mühen des Aufstiegs. Während des Abstiegs machen wir im Bibliothekssaal auf halber Strecke eine Pause. Wir trinken einen Cappuccino und sehen uns die Ausstellung an. Auf dem Kongens Nytorv gibt es dann noch einen Hot Dog, ehe wir mit dem „Wasserbus“ zur Neuen Oper zurückfahren. Auf dem Rückweg zum Campingplatz machen wir Station an der Erlöserkirche (Vor Frelsers Kirke), der einzigen Barockkirche Kopenhagens. Eine Wendeltreppe führt außen am 90 m hohen Kirchturm hinauf. Bis zum Anfang dieser spektakulären Wendeltreppe sind jedoch immer enger werdende Treppen im Inneren des Turms zu überwinden. Nach insgesamt 398 Stufen können wir den herrlichen Ausblick über die gesamte Stadt genießen. In Dragør kaufen wir noch ein frisches Brot und machen es uns dann auf dem Campingplatz gemütlich. Bis nach 18:00 Uhr können wir draußen sitzen, ehe es uns zu kühl wird. Ein weiterer, sommerlich warmer Tag geht in unserem Roadrunner gemütlich zu Ende.

 

Montag, 06.09.10: Nachdem wir ausgeschlafen und gemütlich gefrühstückt haben, machen wir uns über die Autobahn auf den Weg nach Helsingør. Auf der Suche nach einem Parkplatz biegen wir einmal falsch ab und landen in den Randbereichen der Fußgängerzone. Umkehren geht nicht also müssen wir da im wahrsten Sinne des Wortes durch. Bei einem Bummel durch die Stadt decken wir uns in einer Bäckerei mit Kuchen ein. Auf der landschaftlich sehr schönen Küstenstrasse #152 machen wir uns auf den Rückweg nach Kopenhagen. An einer Bucht im Øresund machen wir eine Pause. Bei frischem Cappuccino und leckerem Kuchen sitzen wir im Sand und genießen den Blick über den Øresund. Wieder in Kopenhagen besuchen wir den Botanischen Garten, eine herrliche Parklandschaft inmitten der Großstadt. Leider sind alle Gewächshäuser geschlossen, so dass wir uns mit einem Rundgang durch den Garten begnügen müssen. Auf dem Campingplatz packen wir unsere Taschen für den Flug nach Grönland, nutzen das schöne Wetter zum Auslüften unserer Schlafsäcke und sitzen lesend in der Sonne. Nach dem Abendessen spaziert Geli noch einmal über den Platz, während ich mich an den Computer setze. Wir machen es uns gemütlich und gehen zeitig schlafen.

 

Dienstag, 07.09.10: Um 4:00 Uhr beendet der Wecker die kurze Nacht. Wir sichern das Auto mit Lenkradkralle und einem Gurt, den wir zwischen den vorderen Türen spannen und hoffen, dass bei unserer Rückkehr alles in Ordnung ist. Mit einer Codenummer, die wir vom Büro des Campingplatzes bekommen haben, bestellen wir uns ein Taxi. Als wir am Büro des Campingplatzes ankommen, wartet das Taxi schon auf uns. Das Einchecken klappt problemlos und wir können in aller Ruhe durch die Sicherheitskontrolle und zum Gate gehen. Mit einer halben Stunde Verspätung geht es los. Über Island wird es etwas unruhig, so dass sich auch die Kabinencrew hinsetzen und anschnallen muss, aber dafür haben wir einen schönen Blick auf einige Teile Islands. Wir fliegen über die schier endlose Fläche des grönländischen Inlandeises und landen schließlich nach fünf Stunden in Kangerlussuaq. Grönland empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein und ungefähr 10 Grad. Nach wenigen Minuten geht es auch schon weiter. Mit einer kleinen Propellermaschine fliegen wir in 45 Minuten nach Nuuk. Während des Fluges bietet sich eine grandiose Aussicht auf die grönländische Landschaft: Gletscher, Berge, Fjorde und Seen ziehen unter uns vorüber. Am Flughafen in Nuuk erwartet uns Kirsten – was für ein herzlicher Empfang im arktischen Norden. Mit einem Taxi fahren wir zu dem Apartment, das Kirsten für uns gemietet hat. Leider hat man Ihr den falschen Schlüssel gegeben, so dass wir nicht hinein können. Ein weiteres Taxi wird gerufen und wir fahren zur Wohnung von Kirsten und Kurt. Hier werden wir von Kurt und Suki ebenfalls sehr herzlich empfangen. Nach einer Stärkung machen wir uns auf einen ersten Rundgang durch Nuuk, die Hauptstadt Grönlands. Mit 15.000 Einwohnern ist Nuuk die Heimat von fast einem Viertel aller Grönländer. Kirsten dient uns als persönlicher Fremdenführer. Wir gehen zum Kolonialhafen, sehen uns die Erlöserkirche und das Hans-Egede-Denkmal und erreichen am Fisch- und Fleischmarkt vorbei den modernen Teil der Stadt. Hier sind das Parlament, das Kulturzentrum Katuaq und die Bibliothek in der Kirsten arbeitet weitere Stationen. Während wir zu Abend essen wird der richtige Schlüssel für unser Apartment gebracht und wenig später machen wir uns per Taxi auf den Weg. Der Jetlag macht sich bemerkbar, wir packen die nötigsten Sachen aus und gehen schon um 20:00 Uhr (24:00 Uhr deutscher Zeit) zu Bett.

 

Mittwoch, 08.09.10: Nach fast 11 Stunden Schlaf haben wir die Zeitumstellung wohl verarbeitet. Nach dem Frühstück, Kirsten hat uns die nötigsten Sachen mitgegeben, gehen wir zu einem Supermarkt und kaufen für die nächsten Tage etwas ein. Vom Fenster unseres Apartments sehen wir einen kleinen Eisberg auf dem Godthåbsfjord vorbeiziehen. Es ist wieder ein herrlicher arktischer Spätsommertag mit strahlend blauem Himmel. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg zu Kirsten zu Kurt. Wir gehen an der Küste entlang und beobachten die auf dem Fjord treibenden Eisberge. Kirsten hat von einer Kollegin ein Fahrrad geliehen und so machen wir uns zu Dritt auf den Weg Nuuk und seine Umgebung mit den Fahrrädern zu erkunden. Immer wieder haben wir grandiose Ausblicke auf den Godthåbsfjord und das gebirgige Hinterland. Das Panorama wird beherrscht vom eindrucksvollen Gipfel des Sermitsiak. Viele Bänke laden zum Verschnaufen ein und wir machen viele Fotostopps. Nachdem wir den Flughafen umrundet haben erreichen wir den Atlantikhafen. Bei Atlantic Music werden wir sehr nett beraten und kaufen zwei CDs mit grönländischer Musik zur Vertonung von Diashow und Film. Mit Kaffee und Kuchen stärken wir uns in der Cafeteria des Kulturzentrums Katuaq. Anschließend radeln wir zu unserem Apartment, wo wir uns mit den Vermietern treffen um die Rechnung zu begleichen. Kurt hat in der Zwischenzeit das Abendessen vorbereitet und wir sitzen bei Kirsten und Kurt noch gemütlich zusammen. Gegen 23:00 Uhr sind wir wieder im Apartment und gehen gleich ins Bett.

 

Donnerstag, 09.09.10: Nach dem Frühstück setze ich mich an den PC während Geli malt und noch einmal zum Supermarkt geht. Mit den Rädern machen wir uns anschließend bei herrlichem Wetter auf den Weg zu Kirsten und Kurt. Gemeinsam unternehmen wir einen Rundgang durch den Kolonialhafen. Wir besuchen eine kleine Manufaktur, in der Felle aller Art zu Kleidungsstücken verarbeitet werden. Ein Eisbärenfell ist gerade zum Trocknen aufgehängt. Von der Skulptur „Mutter des Meeres“, die direkt am Wasser steht, gehen wir zum Fisch- und Fleischmarkt (Brædtet) und sehen uns die ausliegenden Waren an. Von einem kleinen Hügel aus haben wir noch einmal einen herrlichen Blick auf Teile der Stadt und den Sermitsiak im Hintergrund. Unsere nächste Station ist das Kunstmuseum von Nuuk. Es basiert auf der Kunstsammlung von Svend und Helene Junge, die diese nach ihrem Tod der Stadt vermacht haben. Die Sammlung umfasst rund 300 Bilder und grafische Werke sowie 400 Figuren aus Speckstein, Elfenbein und Holz. Besonders gut gefallen uns neben den Schnitzereien die Werke von Emanuel A. Pedersen, die einen Schwerpunkt der Sammlung bilden. Anschließend schlendern wir durch die Stadt und machen auf einer Bank an der Bronzestatue „Amisut“, die eine Robbengruppe darstellt, eine Pause. Im Kulturzentrums Katuaq besuchen wir die Vernissage der Künstlerin Bente Elisabeth Endresen, eine Norwegerin, die lange auf Grönland gearbeitet hat und jetzt in Dänemark lebt. Wir unterhalten uns mit der sehr netten Künstlerin über ihre Arbeiten. Nach einer Ruhepause in der Wohnung von Kirsten und Kurt laden wir die beiden ins Restaurant „A Hereford Beefstouw“ in Hotel Hans Egede zum Essen ein. Wir essen Rentier, was sehr lecker schmeckt, allerdings auch ein nicht gerade günstiges Vergnügen ist. Nach einem Irish- Coffee bei Kirsten und Kurt radeln wir zu unserem Apartment zurück.

 

Freitag, 10.09.10: Heute ist es den ersten Tag bewölkt und auch die Temperatur ist etwas gesunken. Kirsten und Kurt haben uns zum Brunch eingeladen, so dass wir uns nachdem wir unsere Sachen gepackt haben, ohne Frühstück auf die Räder schwingen. Nach diesem köstlichen Start in den Tag machen wir uns noch einmal auf den Weg zum Kolonialhafen. Wir sehen uns in einem kleinen Souvenirgeschäft um und besuchen die Galerie von Roar Christiansen, der seit 1961 in Grönland lebt und sehr gut Deutsch spricht. Wir werfen noch einmal einen Blick in den Fisch- und Fleischmarkt und auf die Skulptur „Mutter des Meeres“. Unser eigentliches Ziel jedoch ist das Nationalmuseum, das mit seinen Exponaten einen Einblick in die grönländische Geschichte bietet. Kultureller Schatz der Ausstellung sind die Mumien von Qilakitsoq, die fast 500 Jahre in einer Felsengrotte gelegen haben, bis sie 1972 zufällig entdeckt wurden. Bei den vier ausgestellten Mumien handelt es sich um eine 50-jährige, eine 20-30-jährige und eine über 30-jährige Frau sowie ein sechs Monate altes Kind. Im Cafe „barista“ gönnen wir uns eine kleine Stärkung, kaufen im Supermarkt noch ein paar Dinge für die Schiffspassage und gehen zurück zu Kirsten und Kurt. Hier gibt es zum Abendessen leckeren Fisch und wir gehen zu Fuß zu unserem Apartment zurück. Kirsten hat uns ein Taxi bestellt, das uns in wenigen Minuten zum Fähranleger bringt. Um 20:00 Uhr gehen wir an Bord der „Sarfaq Ittuk“ der Arctic Umiak Line und beziehen eine schöne Kabine mit einem großen Fenster. Kirsten, Kurt und Suki kommen zum Abschied ans Schiff und wir können uns noch etwas unterhalten ehe es pünktlich um 21:00 Uhr losgeht. Es war eine schöne Zeit mit Kirsten und Kurt in Nuuk und Dank der tollen Führung von Kirsten haben wir sehr viel gesehen. Als wir den Godthåbsfjord verlassen haben wird es etwas schaukelig und wir sehen uns auf dem Schiff noch ein wenig um, ehe wir in die Kabine gehen. Mir wird dann durch das Geschaukel so richtig schlecht und auch das Pflaster gegen die Seekrankheit will zunächst nicht helfen. Ich bin gezwungen eine innige Freundschaft mit den bereitliegenden Spucktüten einzugehen. Erst gegen 1:30 Uhr und einige Tüten später habe ich es halbwegs überstanden und wir kommen endlich zur Ruhe.

 

Samstag, 11.09.10: Es bleibt die ganze Nacht über sehr schaukelig aber ich muss mich zumindest nicht mehr übergeben. Rechtzeitig zum Einlaufen in den kleinen Hafen von Maniitsoq sind wir an Deck und können filmen und fotografieren. Es wird jetzt für eine kurze Zeit ruhiger, da die Route im Schutz vorgelagerter Inseln verläuft. Hier bieten sich immer wieder schöne Ausblicke auf die nahen Küsten zu beiden Seiten. Sobald das Schiff wieder die freie See erreicht, geht die Schaukelei weiter. Ich habe gleich morgens eine Tablette genommen und ersetze außerdem das in der Nacht verlorene Pflaster. Während Geli zum Frühstück in das Bordrestaurant geht, begnüge ich mich mit einer Banane und einem trockenen Brötchen. In Kangaamiut gibt es keinen Anleger so dass die Passagiere mit einem Beiboot vom und zum Schiff gebracht werden müssen. Immer wenn es nicht so viele zu sehen gibt, da das Schiff sehr weit vor der Küste entlang fährt, nutzen wir die Gelegenheit etwas Schlaf nachzuholen. Am frühen Abend erreichen wir schließlich Sisimiut, die mit 5.400 Einwohnern zweitgrößte Stadt Grönlands. Da unser Schiff hier für zweieinhalb Stunden festmacht, nutzen wir die Chance wieder einmal festen Boden unter unsere Füße zu bekommen. Wir gehen zunächst zur Brücke, die den Fjord überspannt und genießen den Ausblick auf die auf sieben Hügeln erbaute Stadt. Am alten Hafen sehen wir uns in einem ehemaligen Lagerhaus die Werkstätten der örtlichen Künstler an. Es gibt sehr schöne Schnitzereien aus Walross-Elenbein, Rentiergeweih und aus den Hörnern der Moschusochsen. Unser Hauptziel ist das Kolonialzentrum, dessen Gebäude in eine Museumsanlage umgewandelt wurden. Wir betreten die Anlage durch ein Tor aus Walkiefern, die von einem Grönlandwal stammen, der 1901 angetrieben wurde. Die blaue Kirche auf dem Museumsgelände ist die älteste Holzkirche Grönlands und wurde 1775 geweiht. Um 21:00 Uhr verlassen wir Sisimiut wieder – hoffentlich gibt es heute Nacht weniger Probleme als gestern.

 

Sonntag, 12.09.10: Die Reisepflaster nehmen ihren Betrieb auf und wir können trotz der Schaukelei beide sehr gut schlafen. Der Tag begrüßt uns mit verhangenem Himmel und leichtem Nieselregen. Für eine halbe Stunde machen wir in Aasiaat fest und wir können einen Blick auf den kleinen Ort werfen, der das südliche Ende der Disko Bucht markiert. Die Weiterfahrt verläuft wieder fern ab der Küste, so dass wir uns in unsere Kabine zurückziehen und lesen. Richtig spannend wird es als wir uns wieder der Küste nähern. Der Kangia-Eisfjord hat so viele Eisberge in die Disko Bucht geschwemmt, dass es keine Fahrrinne mehr zu geben scheint. Trotz des immer noch trüben Wetters ist Fahrt durch die Eisberge für uns ein tolles Erlebnis. Ilulissat ist aufgrund seiner attraktiven Lage unmittelbar am Eisfjord Kangia die Touristenhochburg Grönlands und hat 4.500 Einwohner. Der grönländische Name Ilulissat bedeutet „Eisberge“ und die Stadt macht ihrem Namen alle Ehre. Wir werden zunächst zum Hotel Icefjord gefahren. Dort zahlen wir für unseren Aufenthalt und bekommen den Schlüssel für das Apartment. Wir werden nahezu direkt vor der Tür des Apartments abgesetzt. Von Außen ein eher schmuckloses hellblaues Häuschen, überzeugt es uns durch die inneren Werte. Es sieht aus wie frisch renoviert und ist sehr sauber. Nachdem wir ausgepackt haben geht es zum nahen Supermarkt, wo wir uns für die nächsten Tage eindecken. Danach geht es auf einen ersten Erkundungsgang durch den Ort. Von einem Denkmal, das auf einem Felsen über dem Ort thront haben wir einen herrlichen Ausblick auf die Bucht. Das Panorama ist umso schöner, da sich die Wolken verzogen haben und die Sonne, der blaue Himmel und das Eis einen grandiosen Anblick bieten. Es ist einfach überwältigend und vom Gefühl her am ehesten mit dem ersten Blick in den Grand Canyon oder auf den Uluru zu vergleichen. Wir setzen uns auf eine Bank und genießen diese traumhafte Szenerie. Hinter dem Hospital kommen wir direkt an die Wasserkante heran und haben dadurch eine völlig andere Perspektive auf die Eisberge. Von hier aus beobachten wir das Auslaufen der „Sarfaq Ittuk“, die sich auf den Rückweg macht. Der Eisfjord ist seit 2004 von der UNESCO als Weltnaturerbe unter Schutz gestellt. Der Fjord ist 55 km lang und 7 km breit, die auf ihm treibenden Eismassen stammen vom produktivsten Gletscher der nördlichen Hemisphäre, dem „Sermeq Kujalleq“. Jährlich produziert er rund 70 Millionen Tonnen Eis und erreicht an der Abbruchkante eine Geschwindigkeit von 40 m pro Tag. Wir gehen zurück zu unserem Apartment wo wir uns mit gebratenem Lachs und Nudeln stärken. Zum Sonnenuntergang machen wir uns noch einmal auf den Weg zur Disko Bucht. Die untergehende Sonne versteckt sich zwar hinter einer Wolkenschicht, sorgt aber dennoch für ein eindrucksvolles Farbspiel. Hoffentlich bleibt das Wetter in den nächsten Tagen so schön wie heute, dann werden die Tage an der Disko Bucht sicherlich traumhaft schön werden.

 

Montag, 13.09.10: Der Tag begrüßt uns mit Wolken, die sich aber relativ schnell auflösen. Wir werfen einen Blick in den kleinen Fisch- und Fleischmarkt (Brædtet) und gehen weiter zu Hafen hinunter. Für das Anlanden der frischen Fänge sind wir wohl schon zu spät aber es gibt auch so noch genug zu beobachten. Das Hafenbecken ist voller kleiner Eisschollen und die Fischerboote müssen sich einen Weg bahnen, wenn sie auf die Bucht hinausfahren wollen. Von „unserem“ Aussichtsberg genießen wir noch einmal den herrlichen Blick auf die Bucht. Es ist heute etwas weniger Eis in der Disko Bucht als gestern. Unsere nächste Station ist die Zionskirche, die sehr schön in einer kleinen Bucht direkt am Wasser steht. Die 1782 fertig gestellte Kirche wurde durch eine Sammlung in der Gemeinde finanziert. Das Kunstmuseum von Ilulissat ist in einem schönen roten Haus oberhalb des Hafens untergebracht und besitzt eine umfangreiche Sammlung der Werke von Emanuel A. Petersen, die wir auch schon in Nuuk bewundert haben. Über eine Brücke erreichen wir die andere Seite des Hafens und folgen der Straße bis zum Hotel Arctic, das auf einem Felsen thront und herrliche Blicke auf die Disko Bucht bietet. Auf dem Weg zum Hotel nutzen wir die Gelegenheit die herbstliche Verfärbung der arktischen Vegetation auf die Speichermedien zu bannen. Wir reservieren einen Tisch für das grönländische Buffet, das immer montags im Hotel Arctic stattfindet. Für den Weg zurück in den Ort nutzen wir den Shuttleservice des Hotels. Auch für den Weg zum Buffet nutzen wir diesen Service. Wir schlemmen mit Auswahl von Wal-, Moschusochsen-, Rentier- und Lammfleisch sowie Fischen jeder Art und das auch noch bei einem phantastischen Blick auf die Disko Bucht. Zurück in unserem Apartment machen wir es uns zum Ausklang dieses herrlichen Tages gemütlich.

 

Dienstag, 14.09.10: Unser Eberhard, der auf allen unseren Reisen für das Wetter zuständig ist, übertrifft sich geradezu selbst: Wieder erwartet uns ein Tag mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Wir unternehmen eine Wanderung zum Eisfjord, die am Kraftwerk beginnt und über eine Holztreppe in die Fjelllandschaft des Pitoqqeq hinauf führt. Zunächst haben wir einen herrlichen Blick zurück auf Ilulissat und die Disko Bucht. Es ist heute so klar, dass wir auch die Gipfel von Qeqertarsuaq, der großen Insel in der Disko Bucht erkennen können. Geradezu atemberaubend wird der Ausblick als wir die Kapspitze Kingittoq erreichen, die fast 100 m über den Kangia Eisfjord aufragt. Wie eine geschlossene Eisdecke sehen die dicht an dicht liegenden Eisberge aus. Erst bei genauerem Hinsehen erkennen wir die Umrisse der einzelnen Blöcke, zwischen denen das eisblaue Wasser des Fjords schimmert. Der Pfad ist gut markiert, oft müssen wir aber mehr klettern als wandern, werden jedoch durch den Ausblick mehr als entschädigt. Wir gehen ein Stück parallel zum Fjord, ehe uns die Markierungen wieder landeinwärts führen. Vorbei am alten Friedhof erreichen wir am ehemaligen Heliport wieder das Stadtgebiet. Überall liegen hier die Schlittenhunde in der Landschaft, die einen gelangweilten und etwas vernachlässigten Eindruck machen. An einem Platz können wir beobachten wir gerade eine ganze Robbe zerteilt wird, die dann an die Hunde verfüttert wird. Die Meute ist völlig aus dem Häuschen, zerrt an den Ketten  und kläfft wie wild. Auf dem Weg zu unserem Apartment kaufen wir noch etwas ein und buchen für den Nachmittag eine Bootsfahrt zum Eisfjord. Mit unzähligen Foto- und Filmstopps sowie Zeiten des ungläubigen Staunens aufgrund der landschaftlichen Schönheit brauchen wir für diese Wanderung fast vier Stunden. Im Apartment gibt es eine kleine Stärkung und während ich ein kleines Nickerchen mache, fängt Geli an ihre Eindrücke mit Farben und Pinsel auf das Papier zu bringen. An Bord des kleinen Kutters „Luffe“ fahren wir auf die Disko Bucht hinaus uns nähern uns den gigantischen Eisbergen, die sich im Mündungsbereichs des Eisfjords in die Disko Bucht aufstauen. Der Fjord bietet den Eiskolossen zunächst kein Hindernis, da er über 1.000 m tief ist. An der Mündung zur Bucht befindet sich eine unterseeische Moräne, der Fjord hat hier nur noch eine Tiefe von 200 m. So entsteht der gewaltige Rückstau in den Fjord. Nur die kleineren Eisberge oder abgebrochene Stücke der Giganten können dieses Hindernis überwinden und treiben ins offene Meer. Doch selbst diese Stücke sind noch so groß, dass sie auf ihrer langen Reise – zunächst nördlich in die Baffin Bay und anschließend entlang der kanadischen Küste – erst auf der Höhe von New York endgültig schmelzen. Die „Luffe“ bringt uns in den Mündungsbereich des Fjords und wir kommen bei herrlichem, wenn auch kaltem Wetter, aus dem Staunen nicht heraus. Die zweieinhalbstündige Bootstour ist das bisherige Highlight dieser Reise – die Eindrücke sind einfach überwältigend. Etwas durchgefroren aber hoch zufrieden erreichen wir wieder den Hafen von Ilulissat und machen es uns in unserem gut geheizten Apartment gemütlich. Was für ein toller Tag!

 

Mittwoch, 15.09.10: Auch heute machen wir uns – wieder bei bestem Wetter – noch einmal auf den Weg zum Kangia Eisfjord. Auf dem Weg zum alten Heliport beobachten wir wieder einige der insgesamt 3.500 Schlittenhunde, von denen einige auch Junge haben. Ein Bohlenweg, der zum Schutz der empfindlichen arktischen Vegetation angelegt wurde, führt uns zum Rand des Eisfjords. Hier befinden sich Überreste einer alten Inuit-Siedlung namens „Sermermiut“, was „Menschen am Eis“ bedeutet. Die ersten Menschen lebten hier um ca. 2000 v.Chr., die letzten verließen den Platz 1850. Von Sermermiut führt der markierte Pfad zur östlich gelegenen Schlucht „Kællingekløften“ (Altweiberschlucht) hinauf. 35 m tief ist der Steilrand, von dem sich in früheren Jahrhunderten vor allem die alten Frauen bei Hungersnöten hinunterstürzten. Der Freitod der Alten gewährleistete, dass Kinder und junge Leute am Leben bleiben konnten und die Siedlung nicht ausstarb. Diese Praxis galt nur in Notsituationen, ansonsten genossen die Alten großes Ansehen in der Gemeinschaft. Auf einer Bank machen wir eine Pause und genießen einmal mehr den herrlichen Blick auf den Eisfjord. Von hier erkennen wir auch die recht hohe Geschwindigkeit, mit der das Eis in Richtung Disko Bucht fließt. Der Anblick wird gekrönt von einem Halo, einem Ring aus farbigem Licht, der die Sonne umgibt. Es handelt sich dabei um ein Phänomen der Lichtbrechung, das durch Eiskristalle in der Atmosphäre zwischen dem Beobachter und der Sonne verursacht wird. Von der Schlucht geht der Weg über die Felsen parallel zum Eisfjord zu dem Hügel „Seqinniarfik“ oder „Holms Bakke“, wo die Einwohner von Ilulissat jedes Jahr am 13. Januar die Sonne nach sechswöchiger Abwesenheit wieder begrüßen. Wir verabschieden uns an dieser Stelle vom Eisfjord und folgen dem markierten Weg, der uns zum Heliport zurück führt. Drei Stunden waren wir auf dieser schönen Tour unterwegs. Im Apartment gibt es eine kleine Stärkung und wir sehen uns einen Teil von Gelis Grönland-Video an. Am Nachmittag bummeln wir noch einmal durch den Ort zum Hafen. Auf einem der Kutter liegen große Mengen Robben- oder Walfleisch. Nach dem Abendessen gehen wir hinunter zum Hospital, um den Sonnenuntergang über der Disko Bucht zu genießen.

 

Donnerstag, 16.09.10: Um 5:30 Uhr beendet der Wecker unsere vorerst letzte Nacht auf Grönland. Pünktlich werden wir abgeholt und zum Flughafen gebracht – die Rückreise beginnt. Grönland hat uns sehr gut gefallen, nicht zuletzt aufgrund des herrlichen Wetters, das wir hier hatten. Mit etwas Verspätung kommen wir in Ilulissat los. Wir fliegen über den Eisfjord und die Randgebiete des Inlandeises. Eine knappe Stunde später landen wir in Kangerlussuaq. Hier haben wir zwei Stunden Aufenthalt, ehe es nach Kopenhagen weiter geht. Ich frage am Schalter noch nach Plätzen am Notausgang, was auch noch klappt, so dass wir bequem sitzen können. Der Service erscheint uns heute etwas unorganisiert aber wir bekommen schließlich etwas zu Essen und zu Trinken – was will man mehr. Fast pünktlich landen wir in Kopenhagen. Es dauert dann nahezu eine Stunde bis wir unser Gepäck bekommen und eine weitere halbe Stunde später sind wir wieder auf dem Campingplatz. Mit dem Roadrunner ist alles in Ordnung und wir verstauen unser Gepäck. Kurz nach 23:00 Uhr gehen wir ins Bett – in Grönland ist es erst kurz nach 19:00 Uhr.

 

Freitag, 17.09.10: In der Nacht schlagen sowohl der Jetlag als auch ein aufkommender Sturm ordentlich zu. Aufgrund der Zeitverschiebung können wir nicht so gut schlafen, ein Übriges trägt der aufkommende Sturm zur unruhigen Nacht bei, der das Auto ordentlich durchschüttelt. Das Frühstück fällt etwas einseitig aus: Zum frischen grönländischen Brot gibt es nur Honig, Marmelade und Nutella – und fehlt der herzhafte Belag. Wir können noch im Trockenen zusammenpacken und entsorgen. Kaum sind wir auf der Autobahn in Richtung Rødby kommt zum Sturm auch noch Regen dazu. Ich muss das Lenkrad ordentlich festhalten um den Roadrunner auf der Spur zu halten. Wir machen eine kleine Pause und stärken uns mit Kaffee und Brötchen bzw. Kuchen. Uns graut aufgrund des Sturmes schon ein wenig vor der Fährüberfahrt nach Puttgarden. In Rødby geht es dann wieder sehr schnell: Kaum haben wir den Fahrschein gelöst, geht es auch schon auf die Fähre. Die Überfahrt ist wider erwartend sehr ruhig und wir essen noch eine Currywurst mit Pommes. In Selent kaufen wir bei Aldi noch das Nötigste ein und gegen 15:00 Uhr sind wir wieder zuhause. Wir können im Trockenen entladen und als wir alles nach oben getragen und ausgepackt haben, legen wir uns etwas hin. Nach einer guten Stunde geht wieder der Wecker, denn wir müssen in die Ostseehalle zum Auftritt von „End of the Day“ bei der Schau der 1000 Bilder. Es klappt alles gut und unsere Musik kommt beim Publikum gut an. Um 22:00 Uhr sind wir wieder zuhause.

 

Grönland und ganz besonders natürlich der Eisfjord haben uns begeistert. Wir hatten ein paar schöne Tage mit Kirsten und Kurt und werden wohl, wenn die beiden noch länger in Grönland bleiben, nicht zum letzten Mal in den hohen Norden gefahren sein.

 
zurück